Sucht

Bin ich süchtig, oder geht das noch?

„Wir können erst dann frei werden, wenn wir aufhören, unsere Gefühle zu betäuben 

und beginnen, sie zu umarmen.“ 

 

Hast du dir diese Frage auch schon mal gestellt – heimlich, nur für dich?

 

In meinem Beitrag über das Thema Sucht und Abhängigkeit soll es genau um diese Frage gehen.

 

Was bedeutet eigentlich „Sucht“?

 

Bevor wir tiefer einsteigen, müssen wir zunächst klären, was das Wort „Sucht“ überhaupt bedeutet.

Laut Definition bezeichnet Sucht das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Der Begriff „Sucht“ wird heute offiziell kaum noch verwendet. Stattdessen sprechen Fachleute eher von „Abhängigkeit“ oder „Missbrauch“. Umgänglich bleibt der Begriff „Sucht“ allerdings weiterhin präsent.

 

Wie Sucht entsteht

 

Sucht entsteht durch eine Verknüpfung im Gehirn: ein vermeintlich „negatives“ Gefühl wird mit einer bestimmten Handlung verbunden. Du fühlst dich traurig, hoffnungslos oder erlebst Schmerz – du greifst zu deinem Suchtmittel. Plötzlich spürst du Erleichterung, Wärme, Geborgenheit. Die unangenehmen Gefühle rücken in den Hintergrund. Beim nächsten Mal, wenn dieses „negative“ Gefühl wiederkommt, greifst du erneut zu deinem Suchtmittel. Mit jedem Mal verstärkt sich diese Verknüpfung im Gehirn: das Gefühl ruft die Handlung hervor. Irgendwann signalisiert dir dein Gehirn von selbst: „Da habe ich etwas für dich, das macht alles besser.“ So gerätst du in die Suchtspirale – oft, ohne es überhaupt zu bemerken.

 

Das Bild von Sucht in unseren Köpfen

 

Für die meisten Menschen bedeutet „Sucht“: der Penner an der Ecke oder der Junkie am Straßenrand. Menschen, die auf der Straße leben, verwahrlost sind, die keinen Anschluss mehr an die Gesellschaft haben. Die, die scheinbar keine Perspektive mehr haben – und die, die wohl aufgegeben haben. Aber sind das wirklich nur diese Menschen?

 

Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft!

 

In Zeiten von Komasaufen, Handy-Flatrates, All-you-can-eat-Buffets, All-inclusive-Urlauben, Outlet-Centern für günstige Markenware und verstecktem Zucker in Lebensmitteln ist fast jeder Mensch nach irgendetwas süchtig. Es gibt die offensichtlichen Süchte: die stoffgebundenen Süchte wie Alkohol, Drogen und Medikamente. Aber auch die stoffungebundenen Süchte wie Spielsucht, Kaufsucht, Pornografiesucht, Machtsucht oder Arbeitssucht – um nur einige zu nennen.

 

Zucker und Koffein werden oft gar nicht erwähnt, weil sie in unseren Köpfen nicht als Suchtstoffe gelten. Dabei ist Zucker eine der gefährlichsten Drogen, die es gibt. Selbst kleine Kinder werden schon sehr früh süchtig gemacht. Zucker dient als Belohnung: „Bist du brav, bekommst du einen Lutscher. Bist du es nicht, dann eben nicht.“ Versuch doch mal ganz bewusst, eine Woche auf Zucker zu verzichten – auch den versteckten Zucker in Ketchup, Salatdressings, Fertigsuppen, Wurst und Fertiggerichten. Du wirst feststellen, dass du tatsächlich Entzugserscheinungen hast: Schwitzen, Kopfschmerzen, innere Unruhe, Schlafstörungen – genau wie bei einem Alkoholiker.

 

Meine eigene Geschichte

 

Ich möchte hier gar nicht anklagen, sondern aufklären. Auch ich bin nicht suchtfrei. Alkohol spielte in meinem Leben schon eine zentrale Rolle: zu Beginn nur auf Partys, um lustig zu sein. Später auch alleine zu Hause – um besser schlafen zu können, um unangenehme Gefühle zu ertränken, um einfach mal runterzukommen. Ist doch kein Problem, oder? Ich habe doch noch alles im Griff!

 

Es wurde jedoch zum Problem. Immer öfter trank ich alleine zu Hause – für mich noch völlig normal. Dann erlitt ich vor einigen Jahren einen Schicksalsschlag, der mir den Boden unter den Füßen wegriss. Eine Zeit der Trauer und des tiefen Schmerzes folgte. Ah, da war doch was: Alkohol. Ich griff immer öfter zu dieser Substanz, auch Schlaftabletten waren ein freundlicher Begleiter. Irgendwann begriff ich: Da stimmt was nicht. Ich fing an, bewusster hinzuschauen. Heute trinke ich gerne mal ein Glas Wein, ja, auch mal einen über den Durst. Aber ich fühle mich am nächsten Tag so furchtbar, dass es nur noch sehr selten vorkommt. Heute würde ich sagen: Mein Konsum ist okay – „gesellschaftsfähig“, wie man so schön sagt.

 

Ach und dann habe ich noch fast vergessen zu sagen, ich rauche...und, ich rauche echt gerne. Ich weiß, es ist eine furchtbare Aussage. Ich bin mir dessen bewusst, es schadet meinem Körper und es kostet echt viel Geld, jedoch mache ich es trotzdem. Das ist Sucht! 

 

Alkohol – ein Nervengift

 

Wie ist es bei dir? Gibt es irgendeine Substanz oder eine Handlung, die da ist – und vielleicht nicht mehr okay ist? Hast du manchmal schon darüber nachgedacht?

 

Heute soll es in diesem Beitrag um die Substanz Alkohol gehen.

 

Alkohol ist so was von gesellschaftsfähig. Immer da, überall erhältlich – selbst an der Kasse, neben Lutschern und Seifenblasen. Auf jeder Party, in jeder Serie, in jedem Film, sogar in der Werbung. Dort werden wunderschöne Menschen gezeigt, die fröhlich tanzen und glücklich sind. Ist das das Bild, das wir abspeichern sollen? Alkohol macht glücklich?

 

Ja, erstmal ja: Alkohol entspannt, fördert die soziale Interaktion, macht dich lockerer, kommunikativer und lässt dich nach einem anstrengenden Tag im Job besser schlafen. Abends gemütlich mit einem Bier oder einem Glas Wein auf dem Sofa – das wirkt ja auch irgendwie nett. Aber wenn es öfter wird, vielleicht sogar täglich, und es bleibt nicht bei einem Bier oder einem Glas Wein, dann wird es zum Problem. Alkohol ist Gift, genau genommen ein Nervengift. Es wirkt auf das zentrale Nervensystem, auf den gesamten Organismus und schädigt deine Organe.

Stell dir mal vor, jemand würde dir ein Glas mit verdünntem Schlangengift hinstellen … würdest du es trinken? Vermutlich nicht. Unser Gehirn hat gelernt: „Das ist Gift, davon kann ich sterben.“ Alkohol hingegen ist in den meisten Familien völlig okay. Unser Gehirn hat gelernt: „Alkohol ist kein Problem.“

 

 

Darüber könnte ich noch unendlich viel schreiben, aber ich möchte jetzt zu meiner Hauptfrage kommen: 

Bin ich süchtig – oder geht das noch?

 

Es gibt drei ganz einfache Regeln:

  • Trinkst du an zwei bis drei Tagen in der Woche keinen Alkohol?
  • Ist es für dich kein Problem, nichts zu trinken – also bist du trotzdem ruhig, entspannt und denkst nicht an Alkohol?
  • Musst du dich nicht extra dazu überreden: „Heute trinke ich aber nichts“?

Wenn du diese Fragen mit JA beantworten kannst, ist bei dir vermutlich alles okay. Aber wenn du zögerst oder länger überlegen musst, solltest du bewusster hinschauen.

 

Die Trinktypen nach Jellinek

 

Konflikttrinker (Alpha-Trinker): trinken, um psychische Probleme zu bewältigen

Gelegenheitstrinker (Beta-Trinker): trinken, um sozialen oder körperlichen Schaden zu vermeiden, du trinkst auf Partys, um nicht als Außenseiter zu gelten

Süchtige Trinker (Gamma-Trinker): trinken, um Entzugserscheinungen zu vermeiden

Gewohnheitstrinker (Delta-Trinker): trinken, um ein konstantes Alkoholniveau zu halten, Pegeltrinker

Phasentrinker (Epsilon-Trinker): trinken, um periodisch exzessiv zu konsumieren oder auch Rauschtrinken

 

Empfohlenes Tageslimit der WHO:

Männer 1 Bier 05,l + 1 Kurzer 40g reiner Alkohol

Frauen  1 Glas Wein 0,2 l         20g reiner Alkohol

Diese Trinkmenge gilt laut WHO als unbedenklich. Jedoch sind neuere Erkenntnisse eher so, dass es keinen unbedenklichen Konsum mehr gibt. 

 

Schau mal: Wo siehst du dich selbst?

Vielleicht erkennst du dich ein Stück weit in einem dieser Typen wieder – oder vielleicht auch gar nicht. Das ist okay. Wichtig ist, dass du ehrlich mit dir selbst bist und genau hinschaust, wie dein eigener Umgang mit Alkohol aussieht. Sucht beginnt oft schleichend, fast unbemerkt, und ist nicht immer gleich dramatisch. Jeder Mensch trägt seine eigene Geschichte, seine eigenen Erfahrungen und seine eigenen Herausforderungen in sich.

 

Wenn du magst, nimm dir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Sei ehrlich zu dir selbst – ohne Schuldgefühle, ohne Scham. Es geht nicht darum, sich zu verurteilen, sondern darum, einen bewussteren Umgang zu finden.

 

Ausblick

Im nächsten Blogbeitrag geht es um das Thema Drogen und Medikamente. Ich möchte dir dort zeigen, wie schnell wir in die Abhängigkeit von Substanzen geraten können, die uns vermeintlich helfen sollen – und wie schwer es ist, wieder auszusteigen. Sei gespannt!

 

Wie kann ich dir helfen?

 

Wenn du Hilfe benötigst, um einen Weg aus der Sucht zu finden, biete ich dir gerne meine Unterstützung an. Ich habe über sechs Jahre Erfahrung in der Begleitung von Suchterkrankten und konnte bereits einigen Menschen helfen, ihr Leben neu zu sortieren, die Frage nach dem „Warum“ zu klären und heute ein abstinentes Leben zu führen.

Nein, Abstinenz ist nicht der einzige Weg. Fast jeder Suchterkrankte kann sich sein Leben ohne seine Substanz zunächst nicht vorstellen. Es ist ein Verlust – manchmal sogar der Verlust der eigenen Identität, denn deine Substanz hat dich lange begleitet. Ich bin auch eine Verfechterin des kontrollierten Konsums und begleite dich auch gerne hier.

 

Bei mir bist du in einem geschützten Raum. Ich arbeite sehr diskret, wertfrei und sehe dich als Mensch – nicht nur deine Sucht. Du bist so viel mehr als deine Sucht, nämlich ein wundervoller Mensch.

 

Die tiefste Heilung geschieht dann, wenn wir den Mut finden, unsere Wunden zu betrachten, ohne sie zu betäuben und den Mut finden, den ersten Schritt zu gehen“

 

Vereinbare gerne ein kostenloses Erstgespräch, um mich persönlich kennenzulernen!

 

Ich bin Katrin Melzer, Suchtberaterin aus Leidenschaft.

 

Praxiseröffnung in Schwerin am 01.09.2025!!!

Termine nehme ich gerne ab 01.07.2025 entgegen, ich freue mich auf dich!

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